Verehrte Kundschaft,
wie Sie vielleicht selbst bereits den Medien entnommen haben, gibt es derzeit mehrere Rückrufe von Teffmehl, oder Produkten, die Teffmehl enthalten. Entsprechend erhalten auch wir viele Anfragen von verunsicherten Verbrauchern, die sich erkundigen, ob sie unsere Teffmehle weiterhin unbedenklich verzehren können. Daher möchten wir Ihnen hiermit wie folgt Auskunft geben:

Was ist der Grund für dir Produktrückrufe?

Im Moment gibt es verschiedentliche öffentlich Produktrückrufe, aber auch nicht-öffentliche Rücknahmen von Teffmehl. Der Grund für die Nichtverkehrsfähigkeit ist der Nachweis von Tropanalkaloiden im Produkt.

Was sind Tropanalkaloide?

Alkaloide sind natürliche Pflanzeninhaltsstoffe. Sie kommen in einer Vielzahl von Pflanzen vor. Viele Pflanzen wie z.B. Kaffee oder Tabak werden unter anderem aufgrund der enthaltenen Alkaloide verzehrt. Einige Alkaloide haben aufputschende Wirkungen wie z.B. Coffein, Nikotin, etc. andere können berauschend wirken wie z.B. Morphin, Codein, etc. und wieder andere können Vergiftungsescheinungen hervorrufen. Die im Teffmehl nachgewiesenen Tropanalkaloide gehörenden zu den Sorten von Alkaloiden (Atropin und Scopolamin), die Vergiftungserscheinungen hervorrufen können.

Wie kommen Tropanalkaloide in das Teff?

Tropanalkaloide werden von einigen Ackerunkräutern gebildet. Am bekanntesten und am weitesten verbreitet sind der Stechapfel, das Bilsenkraut und die Tollkirsche. Diese Pflanzen wachsen gemeinsam mit den angebauten Getreiden auf dem Feld. Beim Stechapfel sind es vorwiegend die Samen, die die Alkaloide enthalten. Aber auch der Pflanzensaft kann die Alkaloide enthalten und wird beim Dreschen der Pflanze auf das Erntegut übertragen.

Grundsätzlich können die Samen mittels Reinigung sehr gut entfernt werden. Allerdings ist die Kontamination durch den Pflanzensaft praktisch nicht mehr korrigierbar bzw. nicht mehr so, dass es in einem wirtschaftlichen Verhältnis steht. Im Falle von Teff kommt der Eintrag der Tropanalkaloide vermutlich hauptsächlich durch die Kontamination mit dem Pflanzensaft zustande, da die Samen aufgrund der unterschiedlichen Größe von Teff problemlos herauszureinigen sind.

Die Herausforderung für die Landwirte ist, dass es für Teff kaum Pflanzenschutzmittel gibt, die eine Zulassung haben und es kein selektives Unkrautvernichtungsmittel gibt, dass nur den Stechapfel eliminiert.

Betrachtet man die Daten des Global Biodiversity Information Facility, so muss man feststellen, dass der Stechapfel in Zentraleuropa massiv verbreitet ist und somit natürlich in fast allen landwirtschaftlichen Gebieten vorkommt. In Afrika hingegeben gibt es weniger bestätige Meldungen, allerdings ist die Tendenz auch hier zunehmend.

Abbildung 1 – Weltweite Ausbreitung von Stechapfel – Quelle: www.gbif.org vom 19.05.2023

Was passiert, wenn man ein mit Tropanalkaloiden kontaminiertes Produkt verzehrt?

Schon bereits wenige Minuten nach dem Verzehr können Symptome auftreten wie z.B. Trockenheit von Schleimhäuten, Mundtrockenheit, Hauttrockenheit, Hautrötungen oder Pupillenerweiterung. Bei hohen Mengen können auch Benommenheit, Sehstörungen und Herzklopfen, sowie Desorientierung und Halluzinationen eintreten. Die Symptome verschwinden i.R. nach ca. 24 Stunden wieder.

Welche Firmen / Produkte sind aktuell davon betroffen?

Aktuell gibt es in Deutschland die folgenden öffentlichen Rückrufe:

 

 

 

Nach unserem aktuellen Kenntnisstand handelt es sich jeweils um niedrige Konzentrationen, bei denen eine Gesundheitsgefährdung zwar nicht ausgeschlossen werden kann, aber eher unwahrscheinlich ist. Es ist anzunehmen, dass diese Produkte bereits seit mehreren Jahren mit der entsprechenden Kontamination verkauft und verzehrt wurden, da man aufgrund fehlender Information nicht auf diese Alkaloide analysiert hat.

Rechtliche Grundlage für die Rückrufe bildet die Verordnung (EG) Nr. 1881/2006, die für gewisse Lebensmittel einen Höchstwert festlegt. Die Verordnung gilt erst seit dem 1. September 2022. Da bisher nur wenige Produkte wie z.B. Hirse, Buchweizen, (Popcorn)Mais, sowie Kräutertees in der Verordnung erfasst sind, ist diese vielen Unternehmen / Erzeugern nicht geläufig gewesen. Als Grenzwert wird in der Verordnung ein Gesamtwert von Atropin und Scopolamin mit 5,0 µg/kg festgelegt.

Ist das Teff der Birlin-Mühle auch mit Tropanalkaloiden kontaminiert?

Nein! Als Spezialist für Teff ist uns diese Herausforderung schon seit längerem bekannt und wir haben bereits vor mehreren Jahren reagiert. So setzten wir z.B. kein Teff mehr aus Europa ein. Es ist z.B. schon seit längerem bekannt, dass der Ursprung Spanien ein Problem mit der Kontamination hat. Beim Ursprung Südafrika konnte wir bisher nur minimale Kontaminationen feststellen. Bei Teff aus Äthiopien oder unserem eigenen Anbau in Sambia haben wir bisher noch nicht einen positiven Wert feststellen können. Unsere Rohwaren werden seit Jahren durch unabhängige Labore überprüft. Daher können wir bestätigen, dass wir die gesetzlichen Grenzwerte entsprechend einhalten.

Abbildung 2 – Beispielhafter Auszug einer Anlyse für Teffrohware

Zusammenfassung

Das Teffmehl der Birlin-Mühle kann bedenkenlos konsumiert werden. Die entsprechenden gesetzlichen Vorgaben, speziell in Bezug auf die Höchstgehalte für Tropanalkaloide werden eingehalten, da entsprechende Maßnahmen und Prüfungen regelmäßig erfolgen. Wir sind stehts bemüht ihnen gute, schmackhafte und vor allem sichere Produkte anbieten zu können.

Sollte Sie noch Fragen haben, so stehen wir Ihnen jederzeit zur Verfügung.

Degerfelden, den 19.05.2023
Familie(n) Birlin.